Boombag – das Revival der Bauchtasche
oder: Nachnähen einer Bauchtasche mit Fahrradschlauch? Im Netz sind viele tolle Taschen und Rucksäcke zu finden. Es gibt auch viele Schnittmuster und Nähanleitungen – die Kunst ist, sie zu verstehen. Da hilft wirklich manchmal nur die eigene Näherfahrung weiter. Oder „Versuch macht kluch“
… Die „Bauchtasche“ erlebt ein Revival. Als Boombag, Beltbag – Hipbag oder Crossover Bag. Ich habe mir extra eine vor einiger Zeit von meinen Töchtern zum Geburtstag gewünscht, als die fast in Vergessenheit geraten waren. Hat man doch beim Tun die Hände frei – kann auf Märkten stöbern und muss sich auf das Nötigste beim Befüllen focusieren – Portemonnaie (ein kleines), Schlüssel, das Handy… .
Diebstahlvorbeugend
Nicht zu vernachlässigen: das Teil ist vorne eng an der Frau oder dem Mann, (auch bei allem dazischen) -da merkt man diebische Finger sehr viel eher als beim schreckhaften Wühlen in der „kurz mal nach hinten geschobenen- weil stört-“ Handtasche – raschen Zugriff auf das Portemonnaie hatte hier offensichtlich nicht nur ich.
Der Verlust der 20€ läßt sich verschmerzen – aber die Ausweise, EC Karten, andere Kostbarkeiten? Termine zu bekommen für Ersatz gleicht einem Glücksspiel – von den Kosten und der Ausdauer beim drauf Warten ganz zu schweigen. Derzeit imense Wartezeiten. Und sowieso – wer braucht das schon? Ich nähe und experimentiere ja lieber.
Das Teil ist wieder Hip
Und wer hätte es gedacht? Inzwischen ist die Bauchtasche wieder Hip und up todate. Man nennt sie nur anders – denn Bauch ist offensichtlich ein Unwort – auch wenn Bauchgefühl in aller Munde ist. Oder besser- auf vielen Websites zu sehen.
Stecken und Schließen vom Bruderherz
Mein Bruder versorgt mich immer mit Schließen und Schnallen und auch Reißverschlüssen aus verschlissenen eigenen Rucksäcken. Irgenwie sollte ich diese auch mal mal verwenden – für die Verpackungsupcyclings passen die leider immer nur begrenzt. Aber für ein Boombag in Fahrradschlauch passte es sehr gut. Es gibt halt Jäger und Sammler. Und ich bin eindeutig Sammler.
Anleitungen im Netz
Viel Freude hat mir ein Youtube Video gemacht, das kam ohne Worte aus – eine zauberhafte Asiatin zeigte Schritt für Schritt wie es gemacht wird – und auch, wenn ich drei Tage daran gesessen habe – für meine Bedürfnisse ein sehr aufwändiges Video und Endergebnis:. Im Minutentakt habe ich das Video angehalten und die Schritte nachvollzogen – ich war begeistert mal selbst nach Anleitung was zu nähen. Und mir war, als hätte ich in dieser Zeit eine Freundin gehabt 😀 . Nein, ich muss das Rad nicht neu erfinden und ich kann auch nicht alles alleine- auch wenn mir die Tasche letztendlich zu groß erschien. Spass gemacht hat es. …
Es ist irgendwie doch ein Männerteil geworden. (O-Ton Partner: „kannst du das mit einstecken?“) Und es hat später einen Liebhaber gefunden – der es genau richtig fand.
Schnittmuster finden – Vorlage finden
Ich aber habe mich weiter auf die Suche nach einem passendem Schnittmuster und einer Anleitung gemacht. Manches scheint undurchführbar – aber einen Versuch wert. Da die Vorlagen sich auf Stoffteile beziehen, ist ein Nacharbeiten 1:1 meist nicht machbar. Hier ist die Näherfahrung mit Fahrradschlauch von Vorteil und ein gewisses Maß an Vorstellungskraft. Fahrradschlauch Taschen haben mitunter den Charm von Doc Martens. Muss man eben mögen… .Aber sie halten wie die Doc Martens einiges aus.
Zunächst gefiel mir ein Model von Mandarina Duck – weil es zum Befestigen des Gurtbandes Ösen hatte – das teuerste an Zubehör ist wohl eine hübsche passende Steckschließe. Bei dem Mandarina Duck Model ist der Vorteil, dass man das Gurtband nicht einnähen muss und es so für alle Versuche nutzen kann. Und Ösen habe ich reichlich.
Gestaltung und Umarbeitung
Dann verhält sich Schlauch wie ein Radiergummi – nur eben in schwarz. Auf schwarzer Kleidung geht das ja – macht sich auf einer einer frisch gewaschenen hellen Jeans leider aber eher nicht so gut. Geht aber raus zu waschen – ist trotzdem nicht so schön. Also arbeite ich das Schnittmuster um, tausche ich die hintere Front in LKW Plane – eine dünne Lackfolie -die ist mit einem Schwung von Abschnitten zu mir gekommen und bisher noch nicht verwendet worden (sollten meine Bemühungen von Erfolg gekrönt sein, dann wird nacharbeiten schwierig) auch sehr schick. Und gut, da auch gleich eine Reißverschlusstasche zu gestalten und einzuarbeiten. Ein bisschen Esprie gibt hier der Regenbogenreißverschluss aus meinem Fundus.
Mit Futter versehen- einfacher als gedacht
Mich begeistert, eine meiner Vorlagen ist innen gefüttert – das gefällt mir, denn auch hier sollten Inhalte keine Rubberstreifen haben. Und villeicht auch eine Innentasche. Ich hab eine Rolle Bootsverdeck – Fehlkauf eines Freundes – dem war der Farbton zu dunkel aber ein sehr dankbares Upcyclingmaterial – wird es sich als Inley eignen?
Gelungenes Experiment
Es ist ein Experimentieren, was sich gelohnt hat – und zeigt mir mal wieder, dass ich gut dazu gelernt habe – das Ausbessern eines Tascheninleys für eine Tasche meiner Mutter habe ich fast noch wiederwillig gemacht – für die kleine Reißverschlussinnentasche habe ich ebenfalls ein Tutoriel aus einem Video genutzt. Jetzt bin ich durch meine Bauchtaschenodysee richtig fit darin, Innen- und Außentaschen zu nähen. Das Nähen von „Beltbags“ ist nun auch kein Problem mehr – die Lösung erschließt sich oft schon beim machen. Ich habe das VorlagenSchnittmuster für meine Zwecke abgewandelt und das trickie Zusammennähen ebenfalls verändern müssen. 3 Versuche hab ich mir gegönnt. Denn leider kann man Schlauch schlecht wieder auftrennen . Aber bereits die dritte war schon fast perfekt. Ich liebe es sie zu nähen. Und zu nutzen…